Das Jüdische Museum in Berlin hatte den Zeitzeugen Henry Wuga und seine Familie zu einem Gespräch eingeladen. Wir, die Schülerinnen und Schüler des Gk Geschichte aus der Otto-Hahn Schule, hatten die Ehre dabei zu sein, während Henry Wuga über seine eigenen Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählte.
Henry Wuga wurde am 23. Februar 1924 in Nürnberg als Kind einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters geboren. Sein Vater Karl Wuga, der aus Österreich stammte, starb 1944 an einem Herzinfarkt. Seine Mutter Lore Wurzburger aus Heilbronn musste sich während der Kriegszeit und nach dem Tod ihres Ehemannes im Umland verstecken.
Henry, der als Einzelkind aufwuchs, wurde streng religiös erzogen und hatte bis zu Hitlers Machtergreifung eine schöne Kindheit genossen. 1938, im Alter von 14 Jahren entschied seine Mutter, dass er die Schule verlassen sollte, um eine Ausbildung als Koch in einem streng koscheren Hotel in Baden-Baden im Schwarzwald zu beginnen. Er hatte dort viel gelernt, während der sechs Monate, in denen er sich dort aufhielt.
Nachdem die Nürnberger Gesetze 1935 verkündet wurden, war die Stadt Nürnberg nicht mehr dieselbe. Henry Wuga ahnte, dass er Deutschland bald verlassen müsse.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs floh Henry Wuga mit nur fünfzehneinhalb Jahren aus Deutschland. Dank eines Kindertransports kamen er und viele andere jüdische Kinder, die auch der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt waren, am 5. Mai 1939 in Schottland an.
Es war das erste Mal, dass er von seiner Familie getrennt wurde - ohne zu wissen ob er sie jemals wiedersehen würde. In Glasgow angekommen, lebte er dort glücklicherweise bei einer netten und zuvorkommenden jüdischen Familie.
Nach Kriegsbeginn wurde er in ein Internierungslager auf der „Isle of Man“ inhaftiert, einem Lager, in das Gefangene oder politische Gegner gesperrt wurden, Er war ein Zivilist und galt als ein „feindlicher Ausländer“. Man bezeichnet Menschen als „feindliche Ausländer“, wenn die sich während eines Krieges oder Konfliktes im feindlichen Ausland aufhielten. Im Alter von 17 Jahren wurde Henry Wuga aus der Internierungshaft entlassen. Insgesamt waren es bis zu 25.000 Emigranten, die im Zweiten Weltkrieg auf der Insel einquartiert wurden.
Als er wieder in Glasgow ankam, nahm er an einem sogenannten „Refugee Club“ teil, in dem er viele andere Menschen kennen lernte, die das gleiche Schicksal wie er erlitten hatten. Außerdem traf er dort seine spätere Frau Ingrid Wolff. Sie hatte es nicht so einfach mit ihrer Gastfamilie - sie wurde eher ausgenutzt als verpflegt, so erging es den meisten Mädchen, sie wurden nicht zur Schule geschickt, sondern als Haushilfe „angestellt“ (ohne Bezahlung).
Frau Wolff war zuvor immer bei Veranstaltungen dabei, leider kann sie dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr tun.
Zum Schluss will ich noch einmal betonen, auch im Namen der Otto-Hahn Schule, wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Jüdischen Museum für die Organisation, auch bei Herrn Wuga und seiner Familie, dass wir an dieser wichtigen und emotionalen Veranstaltung teilnehmen durften.
Zum Ende der Veranstaltung konnten wir uns Originaldokumente aus der damaligen Zeit und von Herrn Wuga persönlich anschauen.
Ipek Pakna
